Unter dem Titel „WHO is WHO – Der Schilling im Porträt“ hat das Geldmuseum Wien eine Sonderausstellung organisiert.
Ein paar erklärende Worte zum Hintergrund: Beginnend mit den Schilling Banknoten ab 1950 begann man Porträts bekannter Persönlichkeiten auf den Banknoten zu verwenden. Das war bis dahin nicht üblich. Die auf den Banknoten bis 1950 zu findenden Figuren und Porträts waren Symbolfiguren, die für einen bestimmten Beruf, ein bestimmtes Thema oder auch eine Region (Wachauerin) standen. Oder auch den Staat als Gesamtes repräsentierten (Figur der Austria). Nur einmal, bei den Staatsnoten von 1881 bis 1888, wurde von diesem Prinzip abgegangen und ein Porträt von Kaiser Franz Joseph verwendet.

Nun, in der Nachkriegszeit ab 1950, in der es darum ging ein Nationsbewusstsein und eine österreichische Identität zu entwickeln, griff man auf bedeutende österreichische Persönlichkeiten zurück. Die Rückseiten zierten mit gleichem Ziel herausragende Gebäude und Orte des Landes. Den Anfang machte der Komponist Joseph Haydn. Es folgten der Barockbaumeister Jakob Prandtauer, der Psychiater Julius Wagner-Jauregg, der Schriftsteller Franz Grillparzer und viele mehr – insgesamt 22 verschiedenen Persönlichkeiten wurde diese Ehre zu Teil.

Die in der hauseigenen OeNB-Sammlung vorhandenen, praktisch immer handgezeichneten Entwürfe dieser Banknoten werden nun erstmals öffentlich gezeigt. In einigen Fällen werden zusätzlich auch Vorstudien und Alternativentwürfe präsentiert. Insgesamt sind 56 Exponate zu sehen. Bis einschließlich 24. Juli 2020 läuft die Ausstellung. Sie ist zusätzlich zur Dauerausstellung, die sich dem Thema Geld im Allgemeinen widmet, zu sehen. Wie im Geldmuseum gewohnt ist der Eintritt frei.

Entwurf des Porträts von Moritz Michael Daffinger, verwendet auf der 20 Schilling Banknote von 1986

Sonderausstellung: „Who is Who – Der Schilling im Porträt“, 20. August 2019 – 24. Juli 2020, Link zur OeNB Seite mit mehr Informationen

Begleitband

Zur Ausstellung hat die OeNB einen 78seitigen Begleitband produziert, in dem die Exponate gezeigt werden. Ein Leckerbissen für Banknotensammler, der unter der Mailadresse geldmuseum@oenb.at beim Geldmuseum bestellt werden kann.

Vorort-Bildbericht

Die Ausstellung hält was sie verspricht – klein aber fein. In einem kleineren Vorraum und einem größeren Raum werden die 56 Exponate in gut ausgeleuchteten Vitrinen präsentiert. In einer angenehmen Atmosphäre kann man sich diese in Ruhe ansehen. Die Entwürfe sind teils wirklich beeindruckend. Allesamt händisch mit Bleistift, Buntstift bzw. als Aquarell ausgeführt kommen sie dem Original verblüffend nahe bzw. sehen manchmal meiner Meinung nach sogar noch besser aus. Die Hintergrundinformationen erlauben interessante Einblicke. Gezeigt werden auch einige nicht realisierte Entwürfe bzw. Entwürfe von denen nur einzelne Elemente zu einem späteren Zeitpunkt übernommen wurden. Manche Proträts sind auch als Entwürfe mehrerer Künstler vorhanden, was interessante Vergleiche ermöglicht wie diese den Entwurf jeweils angelegt haben. Den weiter oben vorgestellten Begleitband darf man sich bei einem Besuch vor Ort kostenlos mitnehmen.

Untenstehend ein Bildbericht mit Impressionen aus der Ausstellung. Hinweis: Auch in der Dauerausstellung findet sich der einen oder andere Entwurf. Diese werden im Bildbericht am Ende gezeigt.

3 Fragen an Michael Grundner vom Geldmuseum

Glückwunsch zur gelungenen Sonderausstellung! Wie viel Vorarbeit war für diese Ausstellung notwendig? Waren die Exponate bereits aufgearbeitet oder geschah dies im Rahmen der Vorbereitungsarbeiten?

Die unmittelbare Ausstellungsvorbereitung belief sich auf etwa 6 Monate inkl. Designfindungsprozess. Dank eines Kunstgeschichtestudenten, der vor einigen Jahren als Praktikant bei uns gearbeitet hat, waren die Exponate bereits weitgehend aufgearbeitet. Wobei im Zuge der Ausstellungsvorbereitungen alle Stücke nochmals nachkontrolliert und z.B. fehlende Maße ergänzt und neue Scans angefertigt wurden. Hinzu kamen die Recherchen zu den einzelnen Persönlichkeiten und die Suche nach geeigneten 3-D-Objekten die als Eyecatcher fungieren.

Die OeNB verfügt meines Wissens nach über einen noch weit größeren Fundus an Banknotenentwürfen aus der Vor-Schilling-Zeit. Darunter auch zahlreiche Beiträge von Designwettbewerben. Ist hier an eine ähnliche Ausstellung gedacht?

Es stimmt, unsere Sammlung an Zeichnungen und Entwürfen ist natürlich um einiges größer. Sie reicht bis in die Zeit der Guldenwährung, also weit ins 19. Jahrhundert zurück. Die derzeitige Sonderausstellung zeigt dagegen nur die Vorderseitenentwürfe von Schillingbanknoten der zweiten Republik und hier auch nur jene mit Darstellungen berühmter Persönlichkeiten. Die Rückseiten mussten wir aus Platzgründen in dieser Ausstellung weglassen. Wo es thematisch passt, werden auch in Zukunft immer wieder Banknotenentwürfe in Ausstellungen eingebaut werden. Bis zur nächsten einschlägigen Spezialausstellung rund ums Banknotendesign wird es im Sinne der thematischen Vielfalt wieder einige Zeit dauern.

Auf welche Ausstellungen und Publikationen des Geldmuseums dürfen wir uns in Zukunft freuen?

Für nächstes Jahr planen wir eine Ausstellung zum Thema Geld in der Karikatur, hier laufen im Moment die Recherchen. In der OeNB West in Innsbruck wird die derzeit laufende Ausstellung „442 Habsburg, Tirol & die Münzen“ im Februar 2020 von einer Ausstellung zum Themenkreis Euro und Europa abgelöst. Einige weitere Ausstellungsideen, darunter eine etwas unkonventionelle Kooperation mit einem der großen österreichischen Museen, warten bereits in unseren Schubladen auf ihre Umsetzung. Da sich diese in sehr frühen Projektstadien befinden, möchten wir hier noch nicht mehr verraten.