Der plötzliche Ausbruch des 1. Weltkrieges und die damit einhergehenden wirtschaftlichen Turbulenzen führten in fast allen kriegsführenden Staaten zur Ausgabe von Notgeld. Die Gründe dafür waren wie bereits 1848 das Horten von Münzen sowie das Einschmelzen von Metall zu Kriegszwecken.

Die Notgeldscheine waren grafisch einfach und zweckmäßig gestaltet. Ihre Ausgabe konzentrierte sich in erster Linie auf die Jahre 1914 bis 1916. Die Kriegsnotgeldscheine waren nicht nur Kleingeldersatz, ein großer Teil diente als „Unterstützungsschein“: Große Industriebetriebe gaben diese aus, um ihren Mitarbeitern in der Krisenzeit den Bezug von notwendigen Artikeln des täglichen Bedarfs über werkseigene Kantinen oder Artikel-Ausgabestellen zu ermöglichen.

In Österreich-Ungarn konzentrierten sich die Ausgaben lt. Richter (1996) auf Böhmen und Mähren (101 Ausgabeorte mit 402 Notgeldscheinen), die ungarische Reichshälfte (38 Ausgabeorte, 278 Scheine) und Galizien (21 Ausgabeorte, 88 Scheine). Vereinzelt gab es Ausgaben in der Bukowina (13 Scheine), Triest/Küstenland (9), Dalmatien (7), Schlesien (6), Krain (3) und Montenegro (1). Auf deutschösterreichischem Gebiet fanden nur wenige Ausgaben statt (7 Ausgabeorte, 35 Scheine), dort behalf man sich stattdessen mit der Teilung von 2 Kronen-Scheinen. Unter Berücksichtigung der bereits im Kapitel Notgeld 1848-1869 beschriebenen späteren Umwälzungen bedeutet das auf die heutige Situation bezogen folgende Länderaufteilung: Tschechische Republik (402 Scheine), Ungarn (170), Rumänien (66), Polen (59), Slowakei (51), Österreich (37), Ukraine (35), Italien (9), Kroatien (7), Serbien (6), Slowenien (3), Montenegro (1).

Die wenigen auf heutigem österreichischen Gebiet ausgegebenen Notgeldscheine werden, aufgrund ihrer überschaubaren Anzahl und der nicht immer zu Hundert Prozent eindeutigen Abgrenzung zur darauf folgenden Kleingeldperiode 1918-1922 im vorliegenden Katalog mit gelistet.

Markt

Das Kriegsnotgeld wird in der aktuellen Literatur zumeist aus nationalen Gesichtspunkten betrachtet, das heißt es werden jeweils nur die zur heutigen Nation zugehörigen Scheine gelistet. Nur Richter (1996) geht nach der Überlegung vor, die Scheine als zusammengehörige Ausgaben der damaligen österreichisch-ungarischen Monarchie und damit als ein gemeinsames Sammelgebiet zu betrachten. Bis dato blieb vermutlich aufgrund der vorherrschenden nationalen Betrachtungsweise das Interesse an dem Sammelgebiet insbesondere in Österreich eher gering. Zahlreiche Scheine sind um wenige Euro zu erwerben, Richter bewertete 1996 die seltensten Scheine mit bis zu 100 Euro. Im Vergleich zu diesen überschaubaren Preisen ist das Angebot an Kriegsnotgeld am Markt eher gering. Schnäppchen scheinen in dieser Notgeldperiode noch am ehesten möglich.